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1927: Deutscher Meister, Rekordhalter und Schöpfer des MSC-Wappens: Rudi Dobermann, ein Ausnahmeathlet

In den 1920er-Jahren erlangt der MSC deutschlandweite Bekanntheit. Nicht nur dank der Schlagballmannschaft – sondern besonders aufgrund der Leichtathleten. Ja, richtig gelesen: Als die Marienburger Nachbarskinder 1920 den Marienburger SC gründeten, spielten sie nicht nur Fußball und kurze Zeit später auch Schlagball. Vor allem betrieben sie Leichtathletik. Bereits im Oktober 1920 fand das erste MSC-interne Sportfest statt. Damals, das versteht sich von selbst, direkt auf den Straßen Marienburgs. Willi Diefenthal, einer der Gründungskinder des MSC, sicherte sich nicht nur den ersten Platz im 100-Meterlauf, sondern mit 9,50 Meter den Sieg im Kugelstoßen und mit 1,50 Meter den ersten Preis im Hochsprung. Nur kurze Zeit später sollte ihn allerdings ein anderer MSCer in den Schatten stellen: Rudi Dobermann. Als Deutscher Meister, Europameister, Olympionike – und Schöpfer des MSC-Wappens.

Es war der Sommer 1927, als unser MSCer Rudolf, genannt Rudi, Dobermann wieder einmal um die Deutschen Meisterschaften sprang. Dobermann, das große Vorbild der gesamten MSC-Jugend, war zu dieser Zeit längst über die Grenzen Kölns bekannt. Nicht verwunderlich, schließlich gewann der Weitspringer den Englischen Meistertitel (1927) und feierte den Sieg bei den Europameisterschaften. Zudem wurde er 1925 und 1926 Deutscher Meister. Ein Ausnahmeathlet – und im Europa der 1920er Jahre im Weitsprung nicht zu schlagen. Das stellte er auch 1927 unter Beweis: Zum dritten Mal in Folge sicherte er sich – mit einer Weite von 7,28 Meter – den Weitsprungtitel bei den Deutschen Meisterschaften.

Den Zuschauern fiel dabei jedoch etwas völlig anderes auf: Das große M auf Dobermanns Brust. Ein Wappen, entstanden aus der Not heraus. Als Dobermann in Berlin ankam bemerkten die Veranstalter, dass auf seinem Trikot kein Clubabzeichen zu sehen war. Also zerschnitt Dobermann kurzer Hand eine alte schwarze Sporthose – und klebte ein M in Form der Kölner Domspitzen auf sein Hemd. Das MSC-Wappen war geboren – und sorgte gemeinsam mit Dobermann fortan für Aufsehen.

Das Bild des Tages zeigt Rudi Dobermann (Mitte) gemeinsam mit vier weiteren MSC-Leichtathleten. Auf ihrer Brust prangt das neue, „überall geachtete Große ‚M‘ des Marienburger SC“, wie es in der Ehrenliste der Leichtathletik-Meister heißt. Entstanden ist das Bild 1928. In dem Jahr nahm Dobermann, mit 7,64 Meter Europäischer Rekordhalter im Weitsprung, auch erstmals bei den Olympischen Spielen teil. Eine Medaille in Amsterdam blieb ihm aufgrund einer Fußverletzung allerdings verwehrt. Sein Europäischer Rekord hielt jedoch trotzdem bis ins Jahr 1933. Damals überbot ihn Lutz Long, der später mit Jesse Owens bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin um die Goldmedaille springen sollte.

Rudi Dobermann selbst weilte zu dieser Zeit bereits seit 1930 in Brasilien. Der brasilianische Leichtathletikverband hatte ihn als Trainer verpflichtet. Dort heiratete er auch seine Frau Edwiges, nahm die brasilianische Staatsbürgerschaft an und verstarb am 1. November 1979 in São Paulo. Für den MSC bleibt Rudi Dobermann einer der erfolgreichsten Sportler der Vereinsgeschichte und das Gesicht der 1920er-Jahre. (Foto: MSC-Archiv)

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Tillmann Becker-Wahl

Tillmann Becker-Wahl

Im MSC für die Kommunikation, Berichterstattung und Social Media verantwortlich. Wenn Tillmann nicht für die Hockeyherren auf dem Platz steht oder seine Tennisschuhe schnürt, dann studiert er in Köln BWL. Er hat zudem eine zweineinhalbjährige Ausbildung an der Kölner Jouranlistenschule genossen - unter anderem mit Stationen bei SPIEGEL ONLINE und dem Hamburger Abendblatt. Ein echter Content-Experte. Kürzel: tbw.

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