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1928: Die erste eigene Clubanalge – Umzug an den Heidekaul

Als die Marienburger Jugendlichen 1920 den ersten Sportclub des Viertels gründeten, war es ein reiner Straßenverein. 1921 bauten sie ihren ersten Sportplatz – ganz pragmatisch auf einem brachliegendem Grundstück an der Goltsteinstraße. Nur ein Jahr später mussten sie dieses allerdings wieder räumen. Einfach, weil dort nun gebaut werden sollte. Nachdem der Club 1923 wuchs, ging es für die Mitglieder auf die andere Rheinseite: Die Stadt hatte es dem Marienburger SC genehmigt, gemeinsam mit anderen Vereinen auf den Poller Wiesen zu trainieren. Parallel dazu gründete sich die erste MSC-Tennisabteilung. Diese baute kurzer Hand ihren eigenen Platz: an die Bonner Straße – fünf Jahre, bevor die restlichen Sportler an die gleiche Stelle zogen, den Heidekaul. 1928 – ein Jahr mit gesellschaftlichen Höhepunkten und weiteren sportlichen Vizemeistern.

Der 17. Mai war ein nassgrauer Tag. Elf Grad, viel kühler als normalerweise zu dieser Jahreszeit. Für den Marienburger SC aber war er dennoch irgendwie ein ganz besonders warmer Tag: Erstmals bezogen die Sportler unseres Vereins ihre eigene Clubanlage. Und so trafen sich alle Mitglieder auch zum ersten Mal gleichzeitig an einem Ort: die Leichtathleten, die Fußballer, die Ruderer, die Hockeyspieler und natürlich die Tennisspieler – sie alle zogen dahin, wo die Tennisabteilung bereits schon Jahre zuvor ihren ersten Platz baute: am Heidekaul.

Das war im Sommer 1923. Die Tennisabteilung hatte sich gerade gegründet und die MSCer suchten einen Ort, um ihren Sport auch auszuüben. Sie fanden einen Platz an der Bonner Straße, neben einer Baracke der britischen Besatzungsmacht. Schnell wuchs die Tennisbegeisterung der Marienburger – und der Verein verzeichnete einen großen Zulauf. Also begannen die Gründungsmitglieder neben den Platz eine kleine Holzhütte zu bauen. Sie war mehr ein Unterschlupf – um sich vor Regen oder gar Gewitter zu schützen. Doch sie hatte etwas ganz Besonderes zu bieten: Max Langen, einer der Gründerjungs, kümmerte sich darum, dass es in dieser Holzbude immer genug Mineralwasser für die Spieler gab.

Während also die Tennisspieler in Marienburg blieben, zog es die anderen Abteilungen auf die andere Rheinseite. Die Stadt hatte es den Mitgliedern des MSC mittlerweile erlaubt, dort mit anderen Vereinen auf den Poller Wiesen zu trainieren. Der Hockeyplatz galt damals als der beste Westdeutschlands. Das zog, wie auch die Erfolge der Leichtathleten, so einige Nachwuchssportler an.

Die Vereinsführung begann daraufhin mit der Stadt zu verhandeln. Die erste eigene Clubanlage sollte her. Und die fand sich 1928 dort, wo bereits die Tennisspieler aufschlugen. Praktisch. Also beschloss man, nach dem Wegzug der britischen Besatzungsmacht, ihre Holzbaracke zu übernehmen. Geboren war so das erste MSC-Clubhaus.

Derweil war 1928 nicht nur ein gesellschaftlich erfolgreiches Jahr. Auch sportlich lief es außergewöhnlich gut. Neben den bekannten Erfolgen der Schlagballern und Rudi Dobermann, jubelten auch zwei weitere Leichtathleten: Hermann Lemperle gewinnt bei den Deutschen Meisterschaften die Silbermedaille im Zehnkampf. Kurz darauf wird er 19. bei den Olympischen Spielen in Amsterdam. Unter anderem diese Erfolge veranlassten den Bildhauer Georg Kolbe, Lemperle als Modell seiner Bronzeskulptur „Zehnkampfmann“ auszuwählen. Ausgestellt wurde diese unter anderem auf der Biennale di Venezia.

Mit Karl Jänisch feierte derweil ein zweiter MSCer eine leichtathletische Silbermedaille: Er wird Vizemeister bei den Deutschen Meisterschaften im 400-Meter-Lauf. Kurios: Offiziell trat Jänisch für den Kölner BC an. Zeitzeugen allerdings bestätigen unabhängig voneinander, dass Jänisch zu dieser Zeit Mitglied des MSC war.

Während des 2. Weltkriegs zerstörten Bomben schließlich das hölzerne Clubhaus des MSC fast vollständig. 1946 begannen die Tennisspieler damit, auf den spärlich hergerichteten Tennisplätzen wieder Tennis zu spielen. Kurze Zeit später folgte 1947 das erste Tennis-Einladungsturnier und die Grundsteinlegung des neuen, mit Steinen gebauten Clubhaus.

Die Wiedereröffnung fand ein Jahr später, im Sommer 1948 statt. Das neue Gebäude bot den Mitgliedern nun eine moderne Bar und einen Festsaal. Nachdem das Clubhaus in den 1960er-Jahren nochmals modernisiert wurde, erfolgte 1980 endlich die langersehnte Grundsteinlegung unseres heutigen Clubhauses am Forstbotanischen Garten. Dieses eröffnete der Präsident am 27. Juni 1981 – und beendete damit, nach mehr als 53 Jahren, die Geschichte des MSC am Heidekaul. (Foto: MSC-Archiv)

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Tillmann Becker-Wahl

Tillmann Becker-Wahl

Im MSC für die Kommunikation, Berichterstattung und Social Media verantwortlich. Wenn Tillmann nicht für die Hockeyherren auf dem Platz steht oder seine Tennisschuhe schnürt, dann studiert er in Köln BWL. Er hat zudem eine zweineinhalbjährige Ausbildung an der Kölner Jouranlistenschule genossen - unter anderem mit Stationen bei SPIEGEL ONLINE und dem Hamburger Abendblatt. Ein echter Content-Experte. Kürzel: tbw.

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