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Dramatischer Sonntag im MSC

Es war einiges los am Sonntag im MSC. Schon um 9:00 Uhr hatten die 2. Damen 50 angefangen und mussten um 14:00 Uhr beim Stande von 3:3 für den MSC die Doppel vertagen.
Bei den 2. Damen 40 sah es ähnlich aus.

Die 1. Herren 30 konnten um 14:30 Uhr gegen Rot-Weiß Geilenkirchen wegen überfluteter Plätze erst gar nicht anfangen und mussten darauf warten, wieviel Platz ihnen die 1. Damen in der Halle ließen.

Nun – als bekennender Fan – zu meiner Lieblingsmannschaft: den 1. Damen. Wie schon in meinem letzten Newsletter angekündigt, stand hier der Tag der großen Entscheidung auf dem Programm: nachdem in den letzten drei Jahren jedesmal eine bombenstarke Mannschaft im Endspiel den Gruppensieg wegnehmen und damit unseren Aufstieg verhindern konnte, war es diesmal Grün-Weiß Aachen, der mit uns ohne Punktverlust an der Spitze stand: ein Sieg – noch dazu auf eigener Anlage – schien möglich. Die Erwartungen waren demgemäß hoch. Selbst einige Besucher bildeten MSC-Publikum.

Zunächst war auch bestes Tenniswetter. wolkenverhangener Himmel, warm aber nicht schwül, die Plätze in Bestform. Frauke Eppert war auf Platz 2 gerückt und zeigte gegen ihre in der Rangliste höher eingestufte Gegnerin Anna Depenau, welches hervorragendes Tennis sie spielen kann. Sie setzte die 20Jährige von Beginn an ständig unter Druck: mit ihren langen flachen Bällen führte sie die Aachenerin regelrecht vor. Dazu noch diese unglaubliche Rückhand! Nie war Fraukes Tennis so gut wie heute…
An Platz 6 spielte Andrea Seifert gegen Sina Baader (21), die im letzten Jahr noch an Platz 2 stand. Andrea fand gegen diese großgewachsene Gegnerin nicht zu ihrem Spiel. Trotz teilweise hervorragender Schläge und spannender Ballwechsel machte Andrea ungewohnte Doppelfehler, verschlug sonst sichere Bälle und wurde zunehmend verunsichert. Im 2. Satz führte sie sogar 5:2, um diesen dann doch noch 5:7 abzugeben und damit das Match zu verlieren. Wir wünschen der sympathischen Spielerin etwas mehr Selbstvertrauen, zu dem sie allen Grund hat.
An Platz 4 spielte sich ein ungewohntes Drama ab: Anja Schmidt spielte gegen die 15jährige Dana Kremer, in der DTB-Rangliste weit besser eingestuft. Doch Anja hatte ihre Gegnerin trotz deren hervorragender Technik voll im Griff und gewann den ersten Satz souverän mit 6:1. Im zweiten Satz lag sie 4:1 vorn, als beide Spielerinnen ihr Spiel umstellten. Dana versuchte nicht mehr, ihr Spiel durchzusetzen, sondern ging voll auf Anjas Spiel ein und beschränkte sich darauf, keine Fehler mehr zu machen und im geeigneten Augenblick Anja gnadenlos abzuschießen. Der zweite Satz ging verloren. Wer Anjas Kämpfernatur kennt, durfte auf den Champions Tie-Break hoffen. Aber Anja hatte den Faden verloren und konnte ihn nicht mehr aufnehmen. Nun stand es unerwartet in den Einzeln 1:2 zu Aachens Gunsten.

Inzwischen hatte unsere niederländische Freundin Tessi van de Ven als Nr. 1 den Tennisplatz von Frauke übernommen und spielte gegen ihre polnische Gegnerin Aleksandra Grela. Es macht immer Spaß zuzuschauen, wie Tessi auf jeden Ball wartet, um ihn erbarmungslos dorthin zu platzieren, wo er hingehört. Ein schnelles und schnörkelloses Spiel, das sie in zwei Sätzen gewann.
An Platz 5 kämpfte unsere Cäthe Müller gegen Claudia Jill Kimmelmann. Trotz packender Ballwechsel und durchaus vorhandener Möglichkeiten ging der erste Satz 2:6 verloren. Beim Stand von 1:2 musste das Spiel wegen Regens unterbrochen werden. Der Oberschiedsrichter war damit zunächst gar nicht einverstanden, doch die beiden Spielerinnen waren sich darin einig, dass der Platz zu rutschig und damit gefährlich war. Nach einer knappen halben Stunde ging’s weiter; Cäthe verbesserte sich. Doch der Sieg ging an Aachen. Wir setzten auf Bibi für ein 3:3 nach den Einzeln und hofften, dann zwei Doppel zu gewinnen.
Bibi Cremer und ihre Gegnerin Heike Albrecht mussten zunächst warten, bis die Begegnung an Platz 4 zu Ende war. Dann regnete es; dann auf den Platz – doch schon nach kurzer Zeit regnete es erneut und der Oberschiedsrichter wollte in strömendem Regen weiterspielen lassen (er stand unter den Bäumen), bis die beiden Trainer einschritten. So fand diese Begegnung fast komplett in der Halle statt. Ein sehr schnelles Spiel voller Höhepunkte. Der erste Satz ging 3:6 verloren. Bibi konnte ihre wunderbaren Longline-Schläge viel zu selten und nicht treffsicher genug unterbringen. Doch auch, als es 0:4 im 2. Satz stand, hatte ich die Hoffnung nicht aufgegeben; denn Bibi ist im letzten Jahr mental so stark geworden: sie knickt nicht mehr plötzlich und völlig unerklärlich im 2. Satz ein und gibt das Spiel aus der Hand. Nein, sie wächst mit der Spieldauer. So machte sie auch jetzt ein, zwei Spiele und schloss auf. Doch auch das dritte Spiel half nicht mehr: auch dieser Satz ging 6:3 an die Aachenerin. Übrigens: Heike Albrecht war im letzten Jahr dreifache Deutsche Meisterin im Tennis der Gehörlosen: im Einzel, Doppel und Mixed. Sie steht ganz oben in der Welt-Rangliste der Gehörlosen. Es ist keine Schande, gegen so eine Gegnerin verloren zu haben – aber eben schade.
Nun stand es 2:4 nach den Einzeln – der Sieg gegen Aachen schien in weite Ferne entschwunden – wieder einmal! Trainer Andy Schute ging in sich und tüftelte lange an der Aufstellung der Doppel: wie würde Aachen aufstellen und wie konnte er die Stärken der MSC-Spielerinnen so einsetzen, dass es noch eine, wenn auch hauchdünne Chance gab? Und so spielten:
1. Doppel Tessi/Anja (1/4) gegen Aleksandra/Dana (1/4)
2. Doppel Frauke/Cäthe (2/5) gegen Heike/Claudia (3/5) und
3. Doppel Bibi/Katja Kamecke (3/7) gegen Anna/Sina (2/6).

Ich saß mit Andreas Mutter auf dem Mäuerchen zwischen den Plätzen 1 und 2; da sitzt man relativ bequem und stört die Spielerinnen kaum. Nur hat man wenig Einblick auf das Spielgeschehen des 3. Doppels auf Platz 4.
Doch konnten wir erkennen, dass Bibi anfangs schlecht ins Spiel fand nach dem verlorenen Einzel. Doch Katja, die junge Mutter, war voll und frisch dabei und konnte Bibi mitziehen, wie in alten Tagen. Früher waren Bibi und Katja ja ein eingespieltes Doppel und das konnten sie mehr und mehr abrufen. So bekamen wir per SMS den Zwischenstand 6:4 gemeldet und danach lief alles noch souveräner ab. Bald war auch der zweite Satz 6:3 gewonnen. Der Spielstand war nun 3:4.

Das 2. Doppel nebenan konnten wir schon besser sehen – der erste Satz ließ Böses ahnen, denn er ging mit 6:3 an Aachen. Cäthe kam einfach mit ihren sonst so berühmten Volleys nicht zurecht. Doch dann hatte sie genug geübt und der zweite Satz ging mit 6:4 an den MSC. Frauke und Cäthe hatten Lunte gerochen und ließen sich den Champions Tie-Break nicht mehr nehmen; nur ganze 4 Punkte konnten die Aachenerinnen noch holen.
Doch wir wussten: die beiden Doppel waren nicht genug: wir mussten auch das dritte Doppel gewinnen.

Nun bot das 1. Doppel unmittelbar vor uns Tennis auf höchstem Niveau: höchstes Tempo, höchste Rafinesse, höchste Präzision – lange und längste Ballwechsel. Wie eng und ausgeglichen es zuging, zeigt das Ergebnis des ersten Satzes: Tessi und Anja konnten ihn erst im Tiebreak recht deutlich nach Hause bringen. Wir wähnten uns auf der sicheren Seite. Der MSC lag auch im zweiten Satz immer vorn, bis nach 5:4 plötzlich das 5:5 kam, dann hieß es 5:6 und dann 6:6 – Tie-Break; und der ging dann an Aachen! Das bedeutete:  Champions Tie-Break! Nun hing die Eroberung des Spitzenplatzes und damit der wahrscheinliche Aufstieg von diesem so oft unberechenbaren Champions Tie-Break ab! Und die Aachenerinnen waren im Aufwind – das konnte böse enden! Die anderen Doppel waren längst gespielt; uns gegenüber auf dem Nachbarplatz waren alle Mannschaftsmitglieder und Begleiter wie eine Mauer aufgebaut und schauten diesem furiosen Finale zu. Die Schläge wurden noch härter, die Bälle flogen noch schneller, es war ein echtes Show-Down: Tennis der Spitzenklasse. Nach anfänglicher Gegenwehr konnten Anna und Sina aus Aachen nichts mehr entgegensetzen, Tessi und Anja harmonierten immer besser und holten den Tie-Break mit 10:5!

Großer Jubel – herzlichen Glückwunsch an dieses famose Team und diesen ausgebufften Trainer! Kommenden Sonntag muss noch in Bonn gespielt werden, aber es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn die uns noch den Aufstieg in die Regionalliga verderben sollten…
(Ich habe am Sonntag nicht mehr meinen Blutdruck gemessen, ich wollte nicht, dass meine Lieblingsärztin an ihrer Medikamentation zweifelt.)

Nach getaner Arbeit beim obligaten Essen
– im Hintergrund rechts die enttäuschten Aachenerinnen.

Als ich um 21 Uhr nach Hause fuhr, fingen die Herren 30 beim Stande von 3:3 gerade mit ihren Doppeln in der Halle an. Auch sie haben alle drei Doppel gewonnen und stehen jetzt mit den Leverkusenern punktgleich auf Platz 3.

Hans Werner Löckmann

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